
Vorteile von Herz in der Tiernahrung
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Besitzt du eine typische Katze (typisch, weil die meisten Katzen sehr wählerisch sind) oder einen untypischen Hund (unkompliziert in der Fütterung), dann weißt du: Herz kann kaum eines dieser Tiere „nein“ sagen. Ob roh, leicht gegart, gefriergetrocknet, gebacken oder dehydriert – die meisten Hunde und sogar die wählerischsten Katzen lieben Herz!
Doch Herz ist nicht nur eine köstliche Delikatesse und daher ein beliebter Snack. Es enthält Kombinationen und Mengen bestimmter Nährstoffe, die es gegenüber Leber oder herkömmlichem Muskelfleisch überlegen machen. Damit zeigt sich: Herz bietet in der Tiernahrung klare Vorteile im Vergleich zu anderen Proteinquellen.
Der Begriff „herkömmliches Muskelfleisch“ wurde gewählt, da das Herz tatsächlich ebenfalls ein Muskel ist. Und obwohl viele Hunde- und Katzenbesitzer das Herz als Innerei einstufen, liegt seine Nährstoffzusammensetzung zwischen Muskelfleisch und Innerei – mit leichter Neigung zum Muskelfleisch.
Überblick
Herz bietet in der Tiernahrung zahlreiche Vorteile, vor allem durch seine Proteine mit hoher biologischer Wertigkeit, die mit der von Muskelfleisch vergleichbar sind. Die biologische Wertigkeit eines Proteins bemisst sich an seiner Aminosäurenzusammensetzung und daran, wie gut sie dem Aminosäurebedarf von Hund und Katze entspricht. Aminosäuren sind die Bausteine der Proteine, und obwohl wir häufig vom Proteinbedarf sprechen, haben Hunde und Katzen tatsächlich einen spezifischen Bedarf an Aminosäuren. Während Hunde zehn verschiedene Aminosäuren als essenziell benötigen, sind es bei Katzen elf. Diese essenziellen Aminosäuren können weder Hund noch Katze selbst herstellen, weshalb sie mit der Nahrung zugeführt werden müssen. Erhalten Hund oder Katze zu wenig von einer oder mehreren dieser Aminosäuren, kann dies langfristig zu diversen Gesundheitsstörungen führen – von Muskelabbau und Immunschwäche über hormonelle und enzymatische Ungleichgewichte bis hin zu Wachstumsstörungen bei Welpen und Kitten, Haut- und Fellproblemen, Verdauungsbeschwerden, neurologischen Störungen und eingeschränkter Wundheilung. Ein anhaltender Mangel kann sogar tödliche Organschäden nach sich ziehen. Der Grund für die Vielzahl möglicher Folgeerscheinungen liegt darin, dass Aminosäuren an zahllosen Stoffwechselprozessen beteiligt sind und in vielen Geweben sowie Körperstoffen von Hunden und Katzen vorkommen. Und obwohl ein Tier ausreichend Gesamtprotein aufnehmen kann, kann es dennoch an einer essenziellen Aminosäure mangeln, da ein Überschuss einer Aminosäure den Mangel einer anderen nicht ausgleichen kann. Daher können trotz ausreichender Proteinzufuhr die genannten Mangelerscheinungen auftreten.
Wie bereits erwähnt haben Katzen – im Gegensatz zu den meisten Hunden – einen essentiellen Bedarf an elf Aminosäuren, da sie Taurin nicht selbst synthetisieren können. Die Hauptaufgabe von Taurin besteht darin, Gallensäuren in wasserlösliche Gallensalze zu überführen, damit Fette im Darm gelöst und verdaut werden können. Darüber hinaus ist Taurin entscheidend für die Herzgesundheit, das Sehvermögen, die Fortpflanzungsfähigkeit und den zellulären Stoffwechsel. Ein Taurinmangel bei Katzen kann schwerwiegende Folgen wie Herzkrankheiten, Erblindung und Fortpflanzungsstörungen haben. Herzfleisch enthält deutlich höhere Mengen an Taurin als herkömmliches Muskelfleisch und ähnelt in dieser Hinsicht eher Innereien wie der Leber. Allerdings können Verarbeitung und Lagerung den Tauringehalt beeinträchtigen: Intensive Hitzeeinwirkung über längere Zeiträume, wie sie bei industriell hergestelltem Tierfutter, Leckerlis oder Snacks vorkommt, reduziert den Taurinanteil, ebenso Licht und Feuchtigkeit. Um sicherzustellen, dass Ihre Katze (oder Ihr Hund) einen taurinhaltigen Snack erhält, empfiehlt es sich daher, Herzfleisch roh, schonend gegart oder gefriergetrocknet zu verfüttern und es möglichst kurz an einem dunklen, trockenen und kühlen Ort aufzubewahren.
Der aufmerksame Leser mag bemerkt haben, dass im obigen Abschnitt von „im Gegensatz zu den meisten Hunden“ die Rede ist. Hunde haben in der Regel keinen essentiellen Bedarf an Taurin, da sie es selbst aus den schwefelhaltigen Aminosäuren Methionin und Cystein synthetisieren können. Methionin zählt zu den essenziellen Aminosäuren, die der Hund über die Nahrung aufnehmen muss. Unter günstigen Bedingungen ist das Risiko eines Taurinmangels beim Hund vernachlässigbar.
Es gibt jedoch mehrere Faktoren, die das Risiko eines Taurinmangels – und damit auch das Risiko für Herzkrankheiten – erhöhen können: Die Fütterung enthält zu wenig Methionin, Cystein und/oder Taurin, Die Proteinverdaulichkeit des Futters ist zu gering, Die Hundeernährung weist einen zu hohen Ballaststoffanteil auf.
Methionin, Cystein und Taurin kommen in tierischem Protein deutlich häufiger vor. Wird der Proteinbedarf eines Hundes hauptsächlich über pflanzliche Proteine gedeckt, kann es zwar sein, dass sein Methioninbedarf gedeckt ist, doch bleibt meist nicht genügend Methionin übrig, um daraus Cystein und Taurin zu synthetisieren. Je niedriger der Tauringehalt im Futter ist, desto größer muss der Hund selbst Taurin produzieren. Deckt er seinen Proteinbedarf überwiegend mit tierischem Protein, fällt sein eigener Syntheseaufwand geringer aus, da tierisches Protein von Haus aus deutlich mehr Taurin enthält als pflanzliches. Hinzu kommt, dass die Aminosäure Methionin sehr hitzeempfindlich ist: Durch starke Hitzeeinwirkung – etwa bei industriell verarbeitetem Hundefutter – verringert sich ihre biologische Verfügbarkeit und damit die Voraussetzung für eine ausreichende Taurinsynthese. Ernährt sich ein Hund ausschließlich von stark erhitztem Futter, kann seine Methioninzufuhr so eingeschränkt sein, dass nicht genügend Cystein und Taurin produziert werden können.
Die Verdaulichkeit von Proteinen in der Ernährung ist von großer Wichtigkeit. Industrielle Verarbeitung von Futtermitteln kann die Proteinverdaulichkeit deutlich reduzieren. Eine intensive Hitzebehandlung (bei hohen Temperaturen über längere Zeit) verändert die Proteinstruktur, sodass sie dem Körper des Hundes weniger zur Verfügung steht.
Zudem führt die gemeinsame Verarbeitung proteinreicher mit stärkereichen Komponenten zur Bildung von AGEs (Advanced Glycation End Products), den Reaktionsprodukten der sogenannten Maillard-Reaktion, bei der Aminosäuren mit Zuckermolekülen reagieren. AGEs sind schwer verdaulich und gelangen unverdaut in den Dickdarm, wo sie das Wachstum taurinabbauender Bakterien fördern. Das Ergebnis ist eine verringerte Menge an Taurin, die der Körper aufnehmen und wiederverwenden kann.
AGEs sind nicht die einzigen Faktoren, die die Taurinaufnahme beeinträchtigen können. Auch große Mengen an Ballaststoffen in der Hundeernährung können die Verfügbarkeit von Taurin im Körper verringern, da sich einige Fasern an Gallensalze binden und diese so der Absorption entziehen. Hunde sind zwar ziemlich effizient darin, einmal gebildetes Taurin nach seiner Aufgabe bei der Fettverdauung wieder aufzunehmen, doch sobald Gallensalze durch Fasern blockiert werden, gelangen sie unverdaut in den Dickdarm und werden mit dem Kot ausgeschieden. Besonders übergewichtige Hunde, die eine Gewichtsabnahme durchlaufen, oder Hunde mit sehr niedrigem Stoffwechsel und damit deutlich geringerem Energiebedarf als der Durchschnitt werden oft mit ballaststoffreichen Futtermitteln gefüttert und haben dadurch ein erhöhtes Risiko für Taurinmangel.
Bei übergewichtigen oder stoffwechselarmen Hunden – ebenso wie bei Tieren, die stark verarbeitetes Futter oder Futter mit hohem Anteil pflanzlicher Proteine erhalten – kann es daher sinnvoll sein, die Ernährung mit taurinhaltigem Herzfleisch als Leckerli zu ergänzen. In diesen Fällen zeigen sich die Vorteile von Herz in der Tiernahrung deutlich, denn es hilft, eine ausreichende Taurinzufuhr sicherzustellen.
Warum gerade Herz und nicht Leber, die ebenfalls reich an Taurin ist? Ganz einfach: Herz enthält im Vergleich zur Leber deutlich geringere Mengen einiger anderer Nährstoffe wie Kupfer und Vitamin A, deren übermäßige Aufnahme zu gesundheitlichen Problemen führen kann. Um eine Überdosierung dieser Nährstoffe zu vermeiden, ist Herz als Supplement Leber vorzuziehen und hebt noch einmal die ernährungsphysiologischen Vorteile von Herz in der Tiernahrung hervor.
Hinweis: Wie bei allen Innereien ist auch Herz reich an Purinen. Deshalb eignet es sich nicht als ergänzendes Futter für Hunde mit Störungen im Harnsäurestoffwechsel oder für Tiere, die mit Allopurinol behandelt werden.
Die Autorin: Ann-Kristin Meyer
M.Sc. in Tierwissenschaften an der Universität Kopenhagen mit Spezialisierung auf Hundenahrung, Inhaberin von HundeFoderNørden.