
Ein wenig ist besser als nichts: Ein Leitfaden zu frischen Zutaten im Futter Ihres Hundes
|
Lesezeit 4 min
|
Lesezeit 4 min
In der Welt der Menschen besteht kein Zweifel mehr: Eine hohe Aufnahme stark verarbeiteter Lebensmittel bei gleichzeitiger Vermeidung frischer, unverarbeiteter Nahrungsmittel im Speiseplan steht in direktem Zusammenhang mit einer erhöhten Häufigkeit verschiedener Zivilisationskrankheiten wie Fettleibigkeit, Krebs, Diabetes und Depressionen. Auch in der Hundeernährungsforschung tut sich in den letzten Jahren einiges: Immer mehr Studien legen nahe, dass frische, unverarbeitete Kost sich positiv auf Gesundheit und Wohlbefinden von Hunden auswirkt, während stark verarbeitete Futtermittel offenbar negative Folgen für ihr Wohlbefinden haben.
Stark verarbeitete Lebensmittel, im Englischen als „ultra-verarbeitete Lebensmittel“ bezeichnet, werden definiert als Gerichte, die Zutaten enthalten, die man in einer normalen Küche normalerweise nicht verwenden würde. Dazu gehören Konservierungsstoffe, Geschmacks- und Farbstoffe, Süßungsmittel sowie Emulgatoren. Diese Zusätze werden eingesetzt, um die Qualität und das sensorische Erlebnis von minimal verarbeiteten Nahrungsmitteln nachzuahmen. Viele der genannten Zusatzstoffe finden sich jedoch auch in stark verarbeitetem Hundefutter. Die überwiegende Mehrheit des im Supermarkt, im Zoofachhandel oder in Tierarztpraxen erhältlichen Hundefutters gehört ebenfalls zu dieser Kategorie.
Zahlreiche ernährungswissenschaftliche Studien im Humanbereich legen nahe, dass stark verarbeitete Lebensmittel die Darmmikrobiota negativ beeinflussen. Die Darmmikrobiota bezeichnet die Gesamtheit der im menschlichen Darm lebenden Mikroorganismen. Dazu zählen Bakterien, Pilze und Viren, wobei Bakterien den größten Anteil ausmachen und zugleich am intensivsten erforscht werden. Obwohl die Darmmikrobiota nicht den klassischen Organen wie Leber, Nieren und Milz ähnelt, erfüllt sie in vielerlei Hinsicht organähnliche Funktionen und lässt sich daher als ein hochentwickeltes Organ betrachten.
Raw Dog Food
Foto von: Rozanne Willems für Hokuō®
Genauso wie beim Menschen leiden immer mehr Hunde an den oben genannten Zivilisationskrankheiten. Und ebenso wie wir nehmen viele Hunde einen Großteil ihrer täglichen Nahrung in Form stark verarbeiteter Lebensmittel zu sich. Viele Hunde werden sogar ausschließlich mit stark verarbeitetem Futter versorgt. Dass sich bei Hunden die gleichen Trends wie beim Menschen beobachten lassen, ist nicht überraschend. Verschiedene Studien zeigen, dass die Darmmikrobiota von Hunden auf ernährungsbedingte Faktoren in ähnlicher Weise reagiert wie beim Menschen.
Obwohl viele noch behaupten, es gäbe keine Studien, die belegen, dass frische, minimal verarbeitete Nahrung wie BARF (Rohfütterung) oder selbst zubereitete Mahlzeiten für Hunde gesünder ist als stark verarbeitetes Futter, entspricht das nicht der Wahrheit. Besonders in den letzten Jahren wurden mehrere Peer-Review-Studien veröffentlicht, die zu dem Ergebnis kommen, dass minimal verarbeitete Nahrung eine gesundheitsfördernde Wirkung entfaltet, während stark verarbeitetes Futter sich nachteilig auf die Gesundheit auswirkt.
Die Zutaten, die in der frischen Nahrung Ihres Hundes enthalten sein sollten, umfassen Muskelfleisch, Innereien, fleischige Knochen, Eier, fetten Fisch, Gemüse und gegebenenfalls Beeren. Muskelfleisch eignet sich besonders gut, da es eine sehr hohe Proteinqualität aufweist und entweder roh oder schonend gekocht – zum Beispiel in etwas Wasser – verfüttert werden kann. Wird das Fleisch gekocht, empfiehlt es sich, das Kochwasser in die Futterportion aufzunehmen, da beim Garen wertvolle Nährstoffe ins Wasser übergehen.
Die Verteilung der einzelnen Zutaten ist wie folgt:
Zwei Teile Fleisch
Zwei Teile fleischige Knochen
Ein Teil Innereien
Ein Teil Fisch
Ein Teil Ei
Zusätzlich etwas Gemüse und eventuell Beeren
Es ist nicht notwendig, täglich alle Zutaten zu füttern. Sie können zum Beispiel an zwei Tagen pro Woche Fleisch geben, an weiteren zwei Tagen fleischige Knochen und an den übrigen Tagen jeweils Innereien, Fisch und Eier. Gemüse lässt sich jeden zweiten Tag als Topping hinzufügen.
Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass etwa 20–25 % frisches Futteranteil notwendig sind, um eine gesundheitsfördernde Wirkung zu erzielen. Um sicherzustellen, dass Ihr Hund dabei keine Energielücke erleidet, ist es wichtig, zunächst den Kaloriengehalt seines industriell hergestellten Futters zu kennen. Dazu wiegen Sie die tägliche Futterration und lesen die Kalorienangaben auf der Verpackung oder auf der Herstellerwebseite ab. Anschließend planen Sie den frischen Anteil so ein, dass er 20–25 % der insgesamt aufgenommenen Kalorien ausmacht.
Wenn Sie die obigen Richtlinien befolgen und die Zutaten gut variieren, ist das Risiko für Nährstoffmängel sehr gering, selbst wenn Sie 30–40 % des verarbeiteten Futters Ihres Hundes durch frische Zutaten ersetzen. Denken Sie daran: Ein wenig ist besser als nichts, und selbst kleine Schritte können einen großen Unterschied für die Gesundheit Ihres Hundes bewirken.
Quellen:
Coelho et al. 2018: Similarity of the dog and human gut microbiomes in gene content and response to diet
Hemida et al. 2020: Puppyhood diet as a factor in the development of owner-reported allergy/atopy skin signs in adult dogs in Finland
Hemida et al. 2021: Early Life Modifiable Exposures and Their Association with Owner Reported Inflammatory Bowel Disease Symptoms in Adult Dogs
Hemida et al. 2023: Early life programming by diet can play a role in risk reduction of otitis in dogs
Jaffey et al. 2022: Effects of a whole food diet on immune function and inflammatory phenotype in healthy dogs: A randomized, open-labeled, cross-over clinical trial
Kim et al. 2017: Differences in the gut microbiota of dogs (Canis lupus familiaris) fed a natural diet or a commercial feed revealed by the Illumina MiSeq platform
Leverett et al. 2022: Fresh Food Consumption Increases Microbiome Diversity and Promotes Changes in Bacteria Composition on the Skin of Pet Dogs Compared to Dry Foods
Raghavan et al. 2005: Evaluation of the effect of dietary vegetable consumption on reducing risk of transitional cell carcinoma of the urinary bladder in Scottish Terriers
Sandri et al. 2017: Raw meat based diet influences faecal microbiome and end products of fermentation in healthy dogs
Sinkko et al. 2023: Distinct healthy and atopic canine gut microbiota is influenced by diet and antibiotics
Vuori et al. 2023: The effect of puppyhood and adolescent diet on the incidence of chronic enteropathy in dogs later in life
Die Autorin: Ann-Kristin Meyer
M.Sc. in Tierwissenschaften an der Universität Kopenhagen mit Spezialisierung auf Hundenahrung, Inhaberin von HundeFoderNørden.